Absolventen spielen "Die Möwe"
07. August 2014
Vier Absolventen der Schauspielschule Siegburg proben gerade an Tschechows Meisterwerk „Die Möwe“. Hier eine Vorabankündigung des General-Anzeigers Bonn.
DRANSDORF. Für dieses besondere Theaterstück braucht man weniger Sitzfleisch als vielmehr bequemes Schuhwerk, das auch ein bisschen nass werden darf.
Das Volkstheater und die Brotfabrik Bühne führen im Rahmen der Veranstaltungsreihe "Kunst ohne Strom" in der Grünen Spielstadt Anton Tschechows "Die Möwe" auf, aber eine feste Bühne gibt es nicht: Das ganze ehemalige Expo-Gelände wird als Theater verwendet, und wer nichts verpassen will, muss den Schauspielern von einer Station zur nächsten folgen.
Das Stück spielt auf dem russischen "Landgut Sorin", und dazu passt für Jürgen Becker von der Brotfabrik sehr gut die Aufführung als Open-Air-Theater und "Walk Act" in der grünen Kulisse der Spielstadt. Dort erwacht - in reduziertem Umfang - Tschechows Klassiker um den gescheiterten Autor Konstantin zum Leben, der ein erfolgloses Bühnenstück verfasst und seine Angebetete, die Schauspielerin Nina, an den Liebhaber seiner Mutter verliert. "Die Möwe" ist zwar eine Komödie, aber mit dramatischem Ausgang.
Volker Maria Engel hat das Stück extra für den besonderen Schauplatz umgeschrieben und für die jeweiligen Szenarien unterschiedliche Stationen auf dem Gelände ausgewählt: Man beobachtet Schauspieler beim Aufwärmen in einem Weidenrutendom, sieht das Stück im Stück an der Schanze weit im hinteren Bereich, kann zwischendurch am Wegesrand Brombeeren pflücken, zur Musik tanzen und vieles mehr.
Nicht Stillsitzen, sondern Bewegung und Interaktion machen den Kern dieser Aufführung aus. Ein solches Freilufttheater habe es seines Wissens nach in Bonn noch nicht gegeben, sagt Becker.
Neben der Brotfabrik fördert die Stadt das Projekt, während NRW-Gelder wegen der Haushaltssperre ausbleiben. Das Ensemble um Martin Bross, Petra Kalkutschke, Nikolai Knackmuss und Kathrin Marder lässt sich davon nicht unterkriegen.