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Unser Theater

Schauspielschülerin inszeniert „Yann und Beatrix“

14. Juni 2015

Am letzten Samstag präsentierten Schauspielschülerinnen der Schauspielschule Siegburg eine selbst erarbeitete Produktion. Die wohlhabende Beatrix (Viktoria Kubitza) ist einsam und auf der Suche nach Liebe. Daher hat sie die ganze Stadt mit einem Aushang plakatiert: Junge Erbin sucht jemanden, der imstande wäre, sie zu interessieren, zu rühren und zu verführen. In genau dieser Reihenfolge. Die professionelle Prämienjägerin Yann (Vanessa Stoll), die nicht wissen will was Liebe ist, steigt darauf hin die 33 Stockwerke zu ihrer Wohnung hinauf. Sie will diese drei Aufgaben lösen, trotz der eigenartigen Spielregeln die Beatrix vorgibt. Auch Beatrix plötzlich auftretende Müdigkeitserscheinungen können Yann nicht davon abhalten, da die im Raum stehende Belohnung das Einzige ist was ihr am Leben wichtig erscheint. Die Prüfungen beginnen und man erlebt ein Kampf zwischen Interesse und Antipathie, Liebe und Hass, Faszination und Verführung. Während des Spiels entsteht langsam etwas Aufrichtiges, das die Furcht vor Nähe und Liebe überwinden kann.

Der Schauplatz, Beatrix Wohnung, wirkt karg und fast trostlos. Nur unzählige Wasserflaschen, Äpfel, ein rosa Schaukeleinhorn und eine Schaukel auf der die junge Frau sitzt lassen auf Leben in dem Raum schließen. Eine cleverer Schachzug der Regiesseurin Judith Loeffen, da es kein kitschiges und überladenes Bühnenbild braucht: Ihre Darstellerinnen füllen den Raum selbstständig mit ihrer energetischen, intensiven und ausdrucksstarken Spielweise. Die Regisseurin verstand es, in ihrer eindringlichen Inszenierung die Dynamiken der Charaktere klar mit ihren verletzlichen, sowie starken Seiten zu zeichnen und ließ zudem den Humor nicht außer Acht. Eine starke Leistung des Ensembles, bedenkt man vor allem, dass alle Mitglieder höchstens zwei Schuljahre an der Schauspielschule Siegburg absolviert haben.

 

Interview mit den Darstellerinnen und der Regisseurin:

 

Judith, wie bist du auf das Stück gekommen?

Es war mir von Anfang an klar, dass ich kein Stück mit mehr als vier Personen machen möchte. Ich habe mir ungefähr 30 Stücke durchgelesen. Drei davon kamen in die engere Auswahl da sie aktuell etwas in mir berührt haben. Bei Yann und Beatrix hatte ich sofort am meisten Bilder im Kopf. Die Gesellschaft sagt: "Wenn ihr verliebt seid, wird alles toll." Man geht dann mit so krassen Erwartungen in eine Beziehung und vergisst, dass eine Beziehung auch sehr viel (Eigen-)Arbeit bedeutet. Dieser "Alles-Toll-Gedanke" ist vor allem für junge Mädchen gefährlich, da diese damit assoziieren könnten, sich nicht wehren zu dürfen und dass ihr Körper ihnen nicht wirklich gehört.

Die Autorin des Stücks, Carole Fréchette, stellt Yann als männlichen Charakter dar. Was hat dich dazu bewegt, diese Rolle mit einer Frau zu besetzen?

Zuerst habe ich schon über einen Mann nachgedacht, aber es liefen zu der Zeit etliche weitere Produktionen und somit war eine solche Besetzung schwierig . Es sollte auch heutzutage keinen Unterschied machen in welches Geschlecht man sich verliebt. Ich fand die Herausforderung gut, dass man die Beziehung zwischen den beiden sofort als gleichwertig ansieht und nicht wie leider häufig noch gedacht wird "Eine gleichgeschlechtliche Beziehung ist keine richtige". Yann als Frau ist ganz anders als wenn sie ein Mann wäre, aber deswegen ist es nicht weniger interessant. Das Stück erhält dadurch sogar noch eine Ebene mehr.

"Yann und Beatrix" ist deine erste Regiearbeit während deiner erst zweijährigen Schulzeit an der Schauspielschule Siegburg. Wie hast du diese Art der künstlerischen Arbeit wahrgenommen?

Es war anstrengend. Wenn du selbst spielst machst du dir nur Gedanken über dich. Als Regisseurin konzentrierst du dich auf dich, dein Konzept, Musik und Licht. Dur fragst dich "nimmt das Stück so Formen an wie du es dir vorstellst". Am Wichtigsten zu wissen ist aber, was bei meinen Schauspielern abläuft. Viel Kommunikation untereinander ist sehr wichtig. Die Schauspieler müssen wissen wovon sie reden. Daher brauchen Schauspieler wie Regisseure viel Empathie und Wertschätzung. Diese beiden Attribute sollten aber alle Menschen innehaben, auch im Hinblick auf die beiden Charaktere im Stück.

Vanessa, du verkörperst Yann. Wie war es für dich mit dieser Figur zu arbeiten?

Ich habe lange gebraucht herauszufinden wer Yann für mich ist. Anfangs habe ich viele Sachen nicht sehen können, ich wollte Yann aber mit allen Attributen lieben. Es ist mir schwergefallen manche Taten und Entscheidungen von Yann anzunehmen da ich Angst hatte, persönlich nicht dahinter stehen zu können. Es gab aber viele Dinge bei denen ich mitfühlen und auf eigene Erfahrungen zurückgreifen konnte.

Viktoria, du spielst die Rolle der Beatrix. Wer ist sie für dich?

Beatrix ist ein Rotkehlchen mit infizierten Flügeln, da sie eine Leichtigkeit in sich trägt und gleichzeitig krank ist. Ihr sitzt der Wunsch inne, permanent glücklich sein zu können wenn man gewisse Umstände erreicht hat. In diesem Fall die Liebe die viele als Wunsch haben. Man kann die Liebe aber auch durch ein beliebiges Produkt ersetzen. Es wird uns ja immer wieder in den Medien suggeriert: Kaufen Sie dieses oder jenes Produkt und Sie werden glücklich sein". Das hat mir nochmal die Augen geöffnet, da Liebe viel Arbeit bedeutet und man auch Opfer geben, an sich innerlich arbeiten muss. Der Grad zwischen der Komik und Ernsthaftigkeit in Beatrix Rolle ist als Schauspielerin eine Herausforderung. Trotz der Komik muss bei Beatrix auch eine Schwere zu sehen sein, die immer präsent ist.

 

Publikumsecho:

"großartige Leistung aller Beteiligten", "spielplanwürdig", "schöne Figuren", "berührende und lustige Vorstellung", "bemerkenswerte Leistungen wenn man bedenkt, dass alle Beteiligten nicht länger als zwei Jahre in Ausbildung sind", "Der Schulleiter ist froh die Entscheidung getroffen zu haben, Judith Regie führen zu lassen", "Spannung von Anfang bis Ende gehalten", "wie ein fesselnder Traum", "faszinierend", "nachdenklich", "realitätsnah", "sehr hohes Niveau des Ensembles", "super inszeniert", "stolz wie Papi", "äußerst professioneller Abend - eines jeden Theaters würdig", "ich bin glücklich"