Semesterarbeiten Molière & Shakespeare
02. Februar 2015
Heute präsentierten die Jahrgänge zwei und drei der Schauspielschule Siegburg ihre Semesterarbeiten in der Studiobühne Siegburg. Zum Beginn des Wintersemesters im September 2015 teilte die Schulleitung die Jahrgänge zwei und drei in zwei gemischte Gruppen ein. Die eine Gruppe erhielt die Aufgabe ein Stück zum Thema „Rosenkrieg“ zu gestalten, die andere Gruppe konnte sich mit dem Thema „Irrungen und Wirrungen“ auseinander setzen. In diesem Schuljahr sollten sich die Schüler ein Stück der Klassik aussuchen. Nach einer Phase der Recherche präsentierten die Gruppen Ihre Stückauswahl: “George Dandin“ von Molière und „Die Komödie der Irrungen“ von Shakespeare.
Zum Inhalt von „George Dandin“:
George Dandin ist ein reicher Bauer. Er hat Herrn und Frau de Sotenville, einem verarmten Paar aus provinziellem Kleinadel, sein Vermögen abgetreten, ihre Tochter Angélique geheiratet und sich einen Adelstitel erworben, er nennt sich nun „Monsieur de la Dandinière“. Die Hochzeit erfolgte jedoch gegen den Willen von Angélique; sie fühlt sich ihrem Mann auf keine Weise verpflichtet und ist gerne bereit, sich vom Höfling Clitandre verführen zu lassen.
George Dandin versucht darauf zu reagieren, aber seine aristokratischen Schwiegereltern lassen sich von seinen Vorhaltungen nicht beeindrucken und machen sich einen Spaß daraus, den standesmäßig unterlegenen Schwiegersohn wiederholt zu demütigen. Angélique wird von ihrer Dienerin Claudine unterstützt. Der Bauer Lubin ist Verehrer von Claudine und amtiert als Kuppler von Clitandre.
Obwohl das Stück im Original als „Komödie“ angekündigt ist, gibt es kein Happy End. George Dandin wird pausenlos sowohl von den Vertretern des Adels als auch von der Dienerschaft hinters Licht geführt, wobei seine Frau, ihr Liebhaber und ihre Dienerin ein sadistisches Verhalten an den Tag legen. George Dandin, von Einsamkeit gekennzeichnet und einem tragischen Schicksal ausgeliefert, spricht in seinem abschließenden Monolog von Selbstmord: „Wenn man, wie ich, eine böse Frau geheiratet hat, ist das Beste was man tun kann, sich ins Wasser zu stürzen, kopfvoran.“ Quelle Wikipedia
Die Gruppe aus sechs Schauspielschülern, die mit der Umsetzung dieses Stückes vertraut war, hat daraus eine heitere, schnelllebige Komödie, ganz im Stil einer Ballettkomödie gemacht. Körperreich, extrovertiert und absurd kam das Stück daher. Mit fantastischen Ideen wartete das Stück auf. So trug die Frau de Sotenville unter ihrem langen Kleid Inliner, was sie über die Bühne „schweben ließ“. Eine Verwechslungsszene bei Nacht mit allen Figuren wurde kurzer Hand mit verbundenen Augen inszeniert. Die Bühnenmusik hat das Ensemble nicht nur selber live gespielt, sondern zum Teil auch selber komponiert. Die Pädagogen der Schauspielschule waren mit dieser Inszenierung und der eigenständigen Arbeit des Ensembles über die Maßen zufrieden, da sie nicht nur Schauspielschüler zeigte, die an dieser selbständigen Bühnenarbeit gewachsen sind, sondern auch gute Ansätze für die Pädagogen bereit hielt, demnächst im Unterricht Schwachstellen aufzugreifen.
Zum Inhalt der „Komödie der Irrungen und Wirrungen“
Dieses Stück handelt von einem Verwechslungsspiel zweier Zwillingspaare. Das eine Paar, Antipholus von Ephesus und Antipholus von Syrakus, wurde in der Kindheit getrennt und hat nun jeweils einen Diener namens Dromio, die ihrerseits ebenfalls Zwillinge sind. Als Antipholus von Syrakus auf der Suche nach seinem Zwillingsbruder in Ephesus eintrifft, entsteht ein Wirrwarr der Begegnungen zwischen Diener und Herr des einen oder des anderen Paares, was chaotische Auswirkungen hat. Die Komödie der Irrungen basiert auf den Menaechmi des Plautus. Sie ist vielleicht das früheste Stück Shakespeares, zeigt aber vor allem in sprachlicher Hinsicht (Wortspiele, Lyrismen) bereits Ansätze zur späteren Meisterschaft. (Quelle: Amazon)
Die Gruppe, die mit der Umsetzung dieses Stückes vertraut war, hat mit seiner Auswahl zu einer rasanten Verwechslungskomödie gegriffen die an „Was ihr wollt“ erinnert. Auch diese Semesterarbeitsgruppe bestach mit tollen Ideen für die Umsetzung, mit einer grandiosen Lichtkomposition und mit musikalischen Leckerbissen, wenngleich die Umsetzung einige Schwachstellen bot.
Hier sind das Tempo des Stückes und Konsequenzen innerhalb der Figurengestaltung zu nennen. Hier wird die Stärke unserer Semesterarbeiten schaubar. Die Fehlerhaftigkeit ist gerade das, was uns als Pädagogen interessiert. Hier wird schaubar, was der Schüler für seine Eigenständigkeit noch benötigt. Hier wird die Frage gestellt, warum er einem „Fehler“ aufgesessen ist.
Schüler wachsen schließlich nicht über ihre Makellosigkeit, sondern genau an der Stelle, an der sie Erfahrungen machen. Das ist definitiv gelungen.