Merkel ist wieder ein gern gesehener Gast
14. Februar 2016
Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin,
2013 erteilte die Leitung der freien Studiobühne in Siegburg Ihnen Hausverbot. Dies begründeten wir mit Ihrer Weigerung, Edward Snowden Asyl in Deutschland zu gewähren. Wir haben Ihre Haltung gegenüber einem Menschen, der seine Existenz selbstlos für unser aller Freiheit aufs Spiel gesetzt hat, für moralisch falsch gehalten und tun dies noch heute. Im Umgang mit Edward Snowden zeigt sich nach wie vor die zynische Fratze der sogenannten westlichen Wertegemeinschaft.
Heute, drei Jahre später, heben wir das Hausverbot auf und heißen Sie in der „Studiobühne Siegburg“ herzlich willkommen. Der Grund für unsere Entscheidung liegt in Ihrer konsequenten und wichtigen Haltung gegenüber den nach Deutschland und der Europäischen Union fliehenden Menschen. Mit dieser Haltung haben Sie Mitbürger ermutigt, humanistische Ideale wie Mitmenschlichkeit und Verbundenheit nicht nur vor sich her zu tragen, sondern zu leben.
Vor noch wenigen Monaten hätten wir uns schwerlich vorstellen können, dass Teile unserer gewählten Volksvertreter mit verbrieften Grundrechten und einer großen Errungenschaft unserer Zivilisation, wie der „Genfer Flüchtlingskonvention“, umgehen, wie mit einer lästigen Fliege – man schlägt nach ihr, sobald sie lästig wird.
Der Umstand, dass Sie diese Werte gegen Beschimpfungen, Anfeindungen und trotz Verlusten auf der „Beliebtheitsskala“ verteidigen, zollt Ihnen Respekt und lässt uns Ihnen zurufen: „Sie schaffen das!“
Die Schreie nach Obergrenzen, Stacheldraht und Besinnung auf das Nationale sind Schreie einer wenn nicht tot, dann doch zumindest überwunden geglaubten Zeit. Die Globalisierung hat unsere Erde zu einem Dorf werden lassen. Nun benötigen wir die Globalisierung des Mitgefühls. Wir müssen wieder erlernen, wie man sich in einer Dorfgemeinschaft verhält – Darin kennt man sich, man hilft sich und man sieht sich (und sei es nur auf Facebook).
Für dieses Wiedererlernen haben Sie einen wichtigen Baustein gelegt.
Mit liebem Gruß
René Böttcher & Maike Mielewski
15.09.2013 - Offener Brief an Frau Dr. Angela Merkel