Premiere "Das große Massakerspiel"
01. Juli 2016
Schulleiter René Böttcher hat Ionescos selten gespieltes Stück bereits vor 10 Jahren einmal in Szene gesetzt. Nun 10 Jahre später hat eine sich absurd zeigende Zeit das Absurde Theater in seiner Skurrilität nahezu übertroffen. In „Das große Massakerspiel“ gibt es Tote im Minutentakt. Der Bürgermeister stellt das Publikum zu Beginn auf das Massaker ein: „Sie sterben, wie es der Zufall will.“ Die Menschen fragen sich, wer Schuld träg an dieser Situation: Der Arme beschuldigt der Reichen, die Wissenschaftler beschuldigen die Politik, die Mütter beschuldigen ihre Töchter, die Chefs ihre Angestellten...usw.
Böttcher hat aus der Frage: Was verbindet uns? - ein Bühnenbild gemacht. Eine Schaummaschine bläst zu Beginn des Massakers 40.000 Liter Schaum auf die Bühne. Die Figuren stehen bis zum Hals im Schaum. Die Darsteller rutschen, spielen mit der Materie, verschwinden im kühlen Weiß und ringen mit der Normalität im Angesicht der „Weißen Scheiße“ – wie wir den Schaum während der Probenzeit an der Schauspielschule Siegburg liebevoll getauft haben.
Nun endete gestern eine achtwöchige Probenzeit. Die Zuschauer betraten vor der Premiere die Bühne. Der Bürgermeister (der echte Siegburger Bürgermeister Franz Huhn) ist via Videobotschaft auf der Rückwand der Bühne zu sehen. Auf der Bühne ein weißes Rechteck, einem Schwimmbecken gleich, Darsteller in feinem Zwirn bewegen sich in dem Käfig, den sie nicht sehen. Dann, ein Geräusch stört die Ansprache des Bürgermeisters. Die Schaummaschine springt an. Von der Decke herab stürzt 15 Minuten lang Schaum und macht alle unterstehenden gleich – gleich weiß, gleich unbedeutend, gleich geisterhaft. Die zehn Darsteller tauchen unter – Musik setzt ein – „Nur Affen bekommen diese Krankheit“ sagt eine Frau, eine andere erwidert: „Zum Glück haben wir Hunde“... Dann nimmt das Sterben seinen Lauf.