Ulrich Rogowski fördert die Schauspielschule seit 19 Jahren
27. Januar 2018
Im Sommer 1998 hörte ich zum ersten Mal von der neuen Theaterfachschule in Siegburg. Ich dachte, davon gibt es viele, bisher zwar nicht in Siegburg aber anderswo. Interessant, aber eigentlich nichts Besonderes. Als ich dann Wochen später die Plakate mit den Spielplänen sah, wurde ich schon aufmerksamer. Studiobühne, Spielpläne, eine Theaterfachschule mit öffentlichen Aufführungen, das war mit neu und regte mein Interesse weiter an. Was bekommt man für sein Geld dort wohl geboten? Mit einem richtigen Theater kann das doch nicht vergleichbar sein, dachte ich. Ich nahm mir vor mal, eine Vorstellung zu besuchen.
Es vergingen wieder einige Wochen, bis ich mich aufmachte und eine musikalische Revue sah. Die gezeigten Leistungen von Gesang und Tanz beeindruckten mich schon sehr. Ich fand es toll, so nah dran zu sein und nicht wie bei meinen bisherigen Theaterbesuchen, in den mittleren Reihen sitzend, kaum die Gesichter der Schauspieler zu erkennen. Meine Tochter, die Klavier spielt und mit mir kam, gefiel es besonders, dem Pianisten direkt über die Schulter schauen zu können. Meine Zweifel, Vorbehalte und Bedenken waren bereits nach dem ersten Theaterbesuch verflogen. Das nächste Stück, das ich sah, war Brechts „Herr Puntila und sein Knecht Matti“, ein dreieinhalb Stunden Stück mit Erklärungen zu Brechts epischem Theater vom Chef Wolf Bongort-von Roy persönlich in der Pause.
Ich besuchte einige öffentliche Proben, bei denen ich miterleben konnte, wie konzentriert und intensiv hier gearbeitet wird. Einmal empfand ich sogar etwas Mitleid mit einer Schauspielerin, als ich sah, wie der Regisseur sie immer und immer wieder aufforderte, die gleiche Szene zu wiederholen. „He, lass doch das Mädel in Ruhe, sie wird schon noch üben und es bei der nächsten Probe besser machen“, wollte ich rufen. Ich konnte mich so gerade noch beherrschen. Aber vielleicht muss das ja auch so sein. Ich hatte doch keine Ahnung! Theater erleben und nicht nur zuschauen, das war es, was ich empfand. Nirgendwo sonst wird mir so etwas geboten. Ich fand sogar das Dabeisein bei den Proben und das Miterleben, wie von Probe zu Probe an den Szenen gefeilt wird und so das ganze Stück entsteht, noch interessanter als die fertige Aufführung selbst.
Mit der Zeit lernte ich einige Schauspieler, Schauspielschüler, Fördervereinsmitglieder und Lehrer kennen. Ich erfuhr durch Gespräche vieles vom Theaterbetrieb, was mir bisher verborgen geblieben war. Die Erfahrungen der letzten Wochen und die bevorstehende Mitgliederversammlung des Fördervereins, bei der ich unbedingt dabei sein wollte, ließen in mir den Entschluss reifen, Mitglied zu werden und die Arbeit des Theaters zu unterstützen.
Das war vor 18 Jahren. Seitdem hat sich viel verändert. Wolf Bongort-von Roy ging 2004 nach Leipzig und übernahm dort neue Aufgaben. René Böttcher begann 1998 an der Schauspielschule Siegburg seine Ausbildung und wurde 2004 neuer Theaterchef in Siegburg. Maike Mielewski - auch ein Eigengewächs der Schauspielschule - gründete das "Theater Tollhaus" als Kinder- und Jugendtheater und erweiterte die Ausbildung um die Sparte Tanztheater. Der Theaterschatz e.V. wurde als Trägerverein gegründet, unter dem alle künstlerischen Aktivitäten in der Studiobühne Siegburg stattfinden. So viele Veränderungen! Aber eins hat sich nicht verändert: Ich bin immer noch Mitglied im Förderverein dieses, unseres Theaters.
Von Ulrich Rogowski