Glaube Liebe Hoffnung
Rhein-Sieg Rundschau vom 03. Juni 2013
Premiere auf der Studiobühne
„Man möchte doch nicht immer so weiter“, sagt Elisabeth. Sie hat Hoffnung und möchte gern an die Liebe glauben. Doch sie ist im Kampf um das Überleben in der Gesellschaft immer nur Opfer. An der Studiobühne Siegburg feierten acht junge Schauspieler Premiere mit dem Drama „Glaube, Liebe, Hoffnung“ des Schriftstellers Ödön von Horváth.
„Ein kleiner Totentanz in fünf Bildern“ hieß Horváths Stück 1932 ursprünglich und die Schauspieler nahmen das mit dem Tanz auf der minimalistischen Bühne oft wörtlich. Sie waren mit ihrer schauspielerischen Leistung präsent und kaum eine Requisite lenkte davon ab. Die Regisseurin Sarah Kortmann ließ sie oft ekstatisch tanzen und das in einer Leichenhalle, dem Ort des Dramas. In dem Stück geht es um falsches Mitleid, heimtückische Bürokratie und gesellschaftliches Unrecht. Eine junge Frau, Elisabeth, wird systematisch psychisch zerstört, sexuell missbraucht und schließlich in den Tod getrieben.
Die junge Schauspielerin, Angelika Böngeler, spielte die Elisabeth bewusst zurückgenommen, mit oft wenigen Gesten und Blicken, in einem weißen Kleid, das Unschuld symbolisierte. Gerade dadurch aber war die junge Schauspielerin in dem Stück extrem präsent und die Opferrolle wurde überdeutlich. Manchmal beklemmend. Das Publikum wurde durch die schauspielerische Leistung des Ensembles in das Stück hineingezogen. Und auch belehrt, wenn es darum ging per unmenschlicher Paragrafenreiterei, dem neuerlichen Opfer Elisabeth Hilfe zu verwehren.
„Das Stück ist ungewöhnlich aktuell. Auch heute geschehen bürokratische Ungerechtigkeiten und führen zum Überlebenskampf des Einzelnen in der Gesellschaft“, erläuterte die Frankfurter Regisseurin Sarah Kortmann. Sie habe versucht, das Stück zwar in moderne Bilder umzusetzen, aber den Text immer beizubehalten. Dabei fehlten auch in ihrer Inszenierung komische Elemente nicht und der leise gezupfte Sound einer E-Gitarre. Die acht Schauspieler im Alter von 19 bis 22 Jahren haben die Herausforderung angenommen und mit Bravour gemeistert. So wurde die Premiere in der Studiobühne zu einem beachtenswerten Erfolg.
Von Helmut Mülfahrt