Zahlreiche frische Ideen
EXTRA-BLATT vom 27. September 2014
Gedanken über das Unmögliche - Studiobühne stellte ihr neues Programm vor
Studiobühne stellte ihr neues Programm vor Unter dem Titel "Zwischen Utopie und Bettvorleger" beginnt die Studiobühne Siegburg die Spielzeit 2014/2015. Insgesamt 58 Veranstaltungen stehen bis Januar auf dem Programm, unter anderem mit dem dänischen Thriller "Leiche", der brasilianischen Psychokomödie "Delikate Verbrechen" und der Boulevardkomödie "Love Jogging" drei Premieren. Intendant René Böttcher zieht aus dem letzten Jahr ein durchweg positives Fazit. Rund 3.500 Zuschauer bei mehr als 80 Vorstellungen lassen sich garantiert noch steigern.
Besonders freut ihn und Mitstreiterin Maike Mielewski, dass der eingeführte "Preis der Verantwortung" so gut ankommt. Fast zehn Prozent der Besucher zahlten freiwillig 50 Prozent mehr für eine Karte. Mit diesem Geld ist man in der Lage den Eintritt für AGL II-Empfänger auf Null zu reduzieren. "Das funktioniert. Es gibt Menschen, die anrufen und Karten reservieren, die sich das nicht leisten können", erklärte der Intendant. Neuigkeiten gibt es auch beim Theater Tollhaus. Hier wurde nicht nur das Angebot mit 23 Kursen für Kinder ausgebaut, sondern es ist ebenfalls eine Gruppe für Menschen mit Behinderung geplant. Das soziale Projekt "Jedem Kind eine Bühne" geht ins zweite Jahr und die Stücke der Kinder finden nun ihren Weg in den regelmäßigen Spielplan. "Weg vom Eventcharakter, hin zur Kontinuität und Vertiefung des gelernten." Mittlerweile hat die Schauspielschule die maximale Schüleranzahl erreicht. Durch die neue Internetpräsenz konnte längst ein riesiger Erfolg erzielt werden. Für das anstehende Schuljahr gab es 250 Bewerber für 16 Plätze. "Sonst waren das immer so um die 50", erzählte René Böttcher. In den letzten zehn Jahren hat die Institution die Zahl der Pädagogen von vier auf neun gesteigert. Neuzugang ist Regisseur Bardia Rousta, der in der vergangenen Spielzeit "Dantons Tod" inszenierte. Er unterrichtet Schauspiel und Szenenstudium. Außerdem ist es in der Zukunft möglich, an der Studiobühne ein Freiwilliges Soziales Jahr zu absolvieren. Das Theater beteiligt sich ferner auf eigene Initiative an den Siegburger Literaturwochen.
Fünf Abende, wie etwa mit Ulrike Hermann und Professor Dr. Sascha Liebermann, hinterfragen unsere Art zu wirtschaften, zu arbeiten, zu leben und suchen praktische Gelegenheiten zur Veränderungen. Aktuell sind in Siegburg die Finanzen für Kunst und Kultur ein Thema. Die Studiobühne ist vom Haushaltsstopp der Stadt jedoch nicht betroffen. "Dennoch muss die Zukunft der freiwilligen Leistungen in Siegburg offen diskutiert werden", fordert Renè Böttcher. Die Künstler sind verpflichtet, sich Gedanken über neue Wege zu machen, wie Theater und Kultur überleben kann. Aus diesem Grund startet im Winter die Kampagne "Ewig Leben". Dann soll es denkbar sein, der Studiobühne ein Haus oder Vermögen zu vererben. Der Stifter sorgt folglich dafür, dass seine Hinterlassenschaft gewinnbringend eingesetzt wird. Bürger erlauben somit dem Theater und der Kinder- und Jugendarbeit eine Zukunft und setzen sich so ein Denkmal. "Drei oder vier Häuser in Siegburg würden schon reichen, damit die Studiobühne und die Bewegung weiterlebt." Darüber hinaus begann man intern bereits mit einem Projekt, das der Leitung des Theaters sehr am Herzen liegt.
Nicht nur die eigene Institution platzt aus allen Nähten, sondern viele weitere Künstler und Kreative brauchen Raum. Ein eigenes "Haus der Kunst" soll hier Abhilfe schaffen und Entfaltungsmöglichkeit für Begegnungen, Ausstellungen, Arbeit, Kurse und Theater schaffen. "Vielleicht gelingt es, ein eigenes Gebäude zu errichten. Ein lebendiger Ort der Phantasie, neuen Ideen und der Utopie-Produktionen", äußert René Böttcher. Auch wenn der Ansatz in den Kinderschuhen steckt, wird dies weiterverfolgt. "Der Preis der Verantwortung wurde auch zuerst belächelt. Wir müssen uns mal an den Gedanken gewöhnen, dass wir die unmöglichen Sachen angehen und nicht nur die möglichen." Mehr im Internet unter www.theaterseite.de
Von Dirk Woiciech