Kommentar: Chancen für die Zange
General-Anzeiger Bonn vom 14. Dezember 2015
Mit Schaffung der Großgemeinde Sankt Servatius war das Ende der Eigenständigkeit von Sankt Hedwig auf der Zange besiegelt. In der Kirche finden nur noch wenige heilige Messen statt.
Die Zanger bemühen sich, das Gotteshaus weiter mit Leben zu füllen und die ehemalige Gemeinde zusammenzuhalten. Sporadisch gibt es Ausstellungen dort, und es werden Wortgottesdienste abgehalten.
Seit Jahren herrscht die Angst, die Kirche könne abgerissen werden, der Kindergarten nach seinem Umzug in ein neues Domizil ebenfalls dem Erdboden gleich gemacht werden. Damit fiele ein zentraler Anlaufpunkt für die Bevölkerung zur Förderung des Chancen für die Zange Gemeinwesens weg.
Da kommen zwei junge Theaterleute daher und wollen nicht nur den Status quo erhalten, sondern gleich die Zukunft gestalten. Wie genau, wissen sie selbst noch nicht. Aber sie haben den Kopf voller Ideen, mit denen sie nicht nur für den Erhalt der Kirche sorgen, sondern einen ganzen Stadtteil beleben könnten. Und diese Chance sollten alle nutzen - Kirche und Bevölkerung.
Kunst und Kultur sind Spiegel einer Gesellschaft, fördern deren Identität. Das haben wohl auch die Verantwortlichen erkannt, denn René Böttcher konnte bisher alle Gesprächspartner von seinen Visionen überzeugen, selbst diejenigen, die zunächst skeptisch waren.
Das Projekt verdient breite Unterstützung. Selbstverständlich werden die beiden auf Hilfe angewiesen sein. Solcher Mut, der Wille, etwas zu bewegen und sich für ein Ziel einzusetzen, von dem letztlich alle Bürger profitieren, verdient Respekt und Unterstützung. Bleibt zu hoffen, dass diejenigen, die letztlich ihr Okay geben müssen, das genauso sehen und die Zanger ihre potenziellen Neubürger mit offenen Armen empfangen.
Von Paul Kieras