Erfolgreiche Premiere des Absolventen-Jahrgangs
Kölner Stadt-Anzeiger vom 04. November 2019
Revue um Mann und Frau
Siegburg. Es sollte mal wieder eine Revue her, und was eignete sich dabei als Stoff besser als das uralte Menschheitsthema: die Beziehung zwischen Mann und Frau. Eine geradezu klassische Aufgabe stellte sich damit Regisseurin Maike Mielewski und durchforste vor allem das Internet, um der heutigen Geschlechterbeziehung auf die Spur zu kommen. "Ich wollte an der Schauspielschule Siegburg wieder eine richtige musikalische Revue zu dem Thema Liebe aufführen", erklärt sie.
Ihr Resümee nach der aktuellen Internet-Recherche: Den Unterschied zwischen Männern und Frauen zu verdrängen hieße leiden - ihn zu verstehen hieße verführen. So ging "Monogamania" in 90 Minuten diesem Unterschied musikalisch und szenisch auf den Grund.
Die Premiere war die Abschlussarbeit der neun Schauspielschüler nach vier Jahren des Lernens. Da viel Freizügigkeit auf der Bühne zu sehen war, schien es in erster Linie ausschließlich um Sex zu gehen. Dazu tanzten die Akteure in Kabarett-Tradition, brachten Bänkelgesang zum Liebesthema zu Gehör und schrien gelegentlich auch ins Publikum.
Auf der Bühne schien es zum größten Teil um einen Rollentausch zu gehen, und wer übrig blieb war enttäuscht: "Meine Arme schlingen sich um nichts - ich habe kein Glück." Die Beziehungen schienen keinen Sinn mehr zu machen, während "echte Männer", so bezeugte die männliche Riege der Schauspieler, auf einem "Pavianfelsen" ganz oben sitzen. Und fehlten die Männer (weil sie ja auf dem Pavianfelsen sitzen) herrschte "Stutenbissigkeit" unter den Frauen mit verbalen Attacken und Boxkämpfen.
Besänftigt wurde später wieder in Richtung Männer mit Bänkelgesang: "Küss mich Schnutziputzi!" Um dem ganzen Werben Nachdruck zu verleihen, rissen sich die Akteure auf der Bühne auch mal die Kleider vom Leib. Allerdings ging es nicht soweit wie gelegentlich auf manchen anderen Schauspielbühnen, auf denen die Darsteller nackt agieren. In Siegburg blieb die Unterwäsche an.
Auch die Andeutung einer lesbischen Liebe fehlte nicht. Gegen Ende des musikalischen Stückes quetschten sich die Schauspieler zwischen die engen Stuhlreihen der Zuschauer hindurch und fragten fast jeden: "Haben Sie schon mal geliebt?" Oder anders gefragt: Gibt es ein grandioses Scheitern von Romantik und Liebe? Dem Publikum am Premierenabend gefiel die Revue. Die Pointen zündeten so manchen Lacher und zum Schluss gab es viel Applaus für die Abschlussarbeit der Schauspielschüler, die spätestens nach diesem Abend keine Schüler mehr waren.
Regisseurin Maike Mielewski schien mit der Premiere jedenfalls zufrieden zu sein: "Ich werde wohl künftig in jedem Jahr eine Revue inszenieren, wie es früher einmal in Siegburg Tradition war", sagte sie.
Von Helmut Mülfahrth