Nachwuchsschauspielerin Stephanie Jost
Kölnische Rundschau vom 09. Januar 2017
Mit „Peterchens Mondfahrt“ fing alles an
Stephanie Jost hat geschafft, wovon viele träumen: Verschiedene Figuren auf Theaterbühnen oder in Filmproduktionen zu verkörpern, das ist für die gebürtige Hessin vor einigen Jahren Wirklichkeit geworden. Doch diese Realität hat ihren steten Preis, wie sie jetzt der Rundschau berichtet.
„Als junges Mädchen war ich an der Schule in der Theater AG. Ich habe gemerkt, dass mir das unglaublichen Spaß macht, dass es mich glücklich macht. Damals zeichnete sich noch nicht ab, dass dies mal zu meinem Job würde“, erzählt die 31-Jährige. „Ich wollte eigentlich Kindergärtnerin oder Lehrerin werden.“
Debüt am Severinsburgtheater
Die Wahlkölnerin zog für ein Theaterpraktikum vor mehr als zehn Jahren nach Köln. „Irgendwann begriff ich, dass ich mich in die Schauspielerei verliebt hatte und es einfach ausprobieren musste.“ Ihre Ausbildung absolvierte die Künstlerin von 2006 bis 2010 in Siegburg – finanziert mit eigenen Mitteln. „Ein Stipendium hatte ich nicht. Ich hatte einiges angespart und habe während des Studiums immer wieder gearbeitet, meistens Promotionjobs für Agenturen.“
Als die junge Frau am damaligen Severinsburgtheater in der Kölner Südstadt ihr Profi-Debüt in „Peterchens Mondfahrt“ gab, schloss sich ein Kreis: „Es war das allererste Stück, dass ich als Kind im Theater gesehen hatte. Darin viele Jahre später zu spielen, war wie ein Traum – ein wahrgewordener Traum.“
Engagement am Metropol-Theater
Nach mehreren Spielzeiten erfolgte ein Engagement an der Nachfolgespielstätte, dem Metropol-Theater. Hier spielte sie in zahlreichen klassischen Märchen sowie im Drama „Das Bildnis des Dorian Gray“. Zwischen der Theaterarbeit fand Jost Zeit für Kurzfilmprojekte.
Zur Zeit spielt sie in Rheinland-Pfalz für das Tourtheater „Histrionia“ die Goldmarie in „Frau Holle“. Ihre Wandlungsfähigkeit bewies die Künstlerin jüngst in einer Filmproduktion: Neben Sönke Möhring, Dustin Semmelrogge und Cosma Shiva Hagen wirkt die Kölnerin im Fantasy-Film „Montrak, Meister der Vampire“ mit, der 2017 Premiere feiert.
Trotz des steigenden Bekanntheitsgrads und der vielfältigen Engagements weiß die Schauspielerin um die Tücken des Geschäfts: „Es gibt Zeiten, die laufen gut, und Zeiten, die vom Einkommen her eher schlecht sind. Man verdient total unterschiedlich. Ich bin trotz meiner Bühnen- und Filmarbeit immer noch in einer Kartei für Promotionjobs.“
„Schwere Zeiten sind unvermeidlich“
Jost macht keinen Hehl aus dem schwer zu prophezeienden Künstleralltag. Auch in Bezug auf die Freizeit nimmt die Schauspielerin Einschränkungen hin. Lediglich zwei freie Sonntage kannte das Jahr 2016 bei ihr. Die Aktrice sieht die Dom-Metropole aber als einen guten Schauspiel-Standort: „Hier gibt es zahlreiche schöne Theater. Auch für Fernseh- und Kinoproduktionen wird viel gedreht. Vielleicht werde ich zukünftig die Chance haben, an einer der Theaterschulen zu dozieren.“ Momentan zieht es sie aber immer noch auf die Bühne: „Ich will spielen!“
Junge Menschen ermuntert Stephanie Jost dennoch, ihre Träume zu verwirklichen: „Ich sage ganz ehrlich, dass die schweren Zeiten unvermeidlich sind. Schlimm sind beispielsweise die Absagen nach einem Casting, bei dem man sich eigentlich gut gefühlt hat. Das ist dann kaum nachzuvollziehen. Dennoch – es gibt nichts Vergleichbares als die Momente, die uns mit Freude und Zufriedenheit erfüllen. Man sollte sich niemals sagen müssen: Hätte ich es doch nur probiert.“
Von Thomas Dahl