Schauspielschule gewinnt mit 4.000 Euro dotierten Bundespreis "Rauskommen!"
General-Anzeiger Bonn vom 03. Oktober 2020
Ängste, Wut und Wünsche
Stück "Müll 2.0 - We're burning now" vom Kinder- und Jugendtheater Tollhaus gewinnt mit 4000 Euro dotierten Bundespreis "Rauskommen!"
Siegburg. Das Kinder- und Jugendtheater Tollhaus und die Schauspielschule Siegburg präsentierten im Sommer 2019 auf dem Siegburger Marktplatz das Tanztheaterstück "Müll 2.0 - We're burning now". 30 Kinder und Jugendliche appellierten damit an die Verantwortung der Erwachsenen hinsichtlich der drängenden Themen Vermüllung der Meere, Artensterben und Klimawandel. Tausende Zuschauer verfolgten die sechs Open-Air-Aufführungen, waren zutiefst berührt und bewegt von der Inszenierung sowie der Leistung der Darsteller im Hochsommer. Bereits im Mai 2020 wurde das Tanztheater von Maike Mielewski und ihrem Ensemble für den Deutschen Amateurtheaterpreis im Bereich Kinder- und Jugendtheater nominiert, darauf entschlossen sie sich zur Bewerbung für den Bundespreis "Rauskommen! Der Jugendkunstschuleffekt" vom Bundesverband der Jugendkunstschulen und Kulturpädagogischen Einrichtungen (Bjke). Mit Erfolg, denn unter 135 Bewerbungen von kulturpädagogischen Projekten aus dem gesamten Bundesgebiet belegte "Müll 2.0" den ersten Platz. Überreicht wurde ihnen die mit 4000 Euro dotierte Auszeichnung am Freitagmorgen bei einer Feier im Stadtmuseum von Uta-Christina Biskup vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sowie von Peter Kamp, vom Bjke. Der zweite Platz ging an die Kunstschule Paula Worpswede für ihre mobile Kunstintervention "Wo brennt's? Die Kunstfeuerwehr Worpswede". Den dritten Preis sicherte sich der Mini Verlag der Buchkinder Weimar für sein Beteiligungsprojekt "FreiraumSpielraumBauraum", bei dem Kinder und Jugendliche einen Spielplatz für alle Generationen entwickelten. Die Jury begründete ihre Entscheidung für die Siegburger mit den Worten: "Müll 2.0 überzeugt durch die Themenwahl und Übertragbarkeit in andere Kontexte, durch die große Authentizität, die intensive Auseinandersetzung sowie eine künstlerische wie inhaltlich gleichermaßen überzeugende Präsentation im öffentlichen Raum." Laudatorin Sigrid Brenner vom Vorjahressieger, die Kreativschule Bergisch Gladbach, zeigte sich "tief beeindruckt" von der Darbietung, die "eine Anklage, ein Weckruf" sei und "die Ängste, Wut und Wünsche der Jugendlichen zeigt." Das Projekt nannte sie "vorbildlich" und es mache Mut. Die Macht, etwas zu verändern Maike Mielewski sagte in ihrer Dankesrede: "Es ist nun ein Jahr her und doch sind die Bilder und Gefühle noch so stark und präsent, als sei es erst vor ein paar Wochen gewesen." Sie betonte, dass Müll 2.0 "kein nettes Tanztheater" sei, "von Kindern und Jugendlichen ins Leben gerufen, die nicht mal schauen wollten, wie es sich anfühlt, Applaus zu bekommen." Dieser Generation gehe es um mehr "als um pädagogische Ansätze oder um ein Lustprinzip." Sie attestierte den Mitgliedern des Ensembles: "Sie haben durch diese Arbeit erfahren, dass sie ein Teil des großen Ganzen sind und dadurch gespürt, dass sie die Macht haben, etwas zu verändern."
Von Paul Kieras