Siegburger Schauspieler feiern ihren Abschluss
General-Anzeiger Bonn vom 08. August 2018
Siegburger Schauspieler feiern ihren Abschluss
SIEGBURG. Erfolgreiche Absolventen der Schauspielschule Siegburg blicken optimistisch in ihre berufliche Zukunft. Für sie heißt es ab sofort, Bühnen von sich zu überzeugen und auch in Zeiten knapper Kassen ein festes Engagement zu finden.
Mit einem Absolventenabend verabschiedeten sich sieben Schauspielschüler der Schauspielschule Siegburg nach erfolgreicher Ausbildung über vier Jahre. Ihrer Anzahl entsprechend feierten sie unter dem Motto „Die glorreichen Sieben“ nach dem gleichnamigen Western von 1960. Zwei von ihnen haben bereits einen festen Vertrag an Bühnen in Bonn und Singen, die anderen fünf nach Vorsprechen gute Aussichten, ebenfalls kurzfristig unter Vertrag zu kommen. „Das spricht für die Qualität unserer Schauspielschule und macht uns auch ein wenig stolz“, sagt René Böttcher, der zusammen mit Maike Mielewski die Schauspielschule und die Studiobühne leitet.
Zu den beiden „Festangestellten“ gehört Lukas David Maurer (23), der im Mai am Jungen Theater Bonn vorgesprochen hat und ab August dieses Jahres mit der Option auf Verlängerung zunächst für ein Jahr engagiert wurde. Dass es nicht einfach ist unterzukommen, hat Friederike Baldin (22) erfahren müssen. Absagen gab es unter anderem, weil sie „zu wenig Musical-Stimme“ hat, wie es in der Begründung hieß, oder weil sie „vom Typ her nicht passt“. Entmutigen lässt sie sich selbstverständlich nicht, schließlich war es immer ihr Wunsch, Schauspielerin zu werden. Für die Ausbildung hatte die gebürtige Berlinerin zunächst Köln im Visier, ist aber in Siegburg gelandet, weil es ihr zugesagt hat.
Ebenso Lukas David Maurer aus Brühl. Auf den Geschmack gekommen ist er bereits in der Schule, wo er „bei einer sehr guten Theater AG“ mitgemacht hat. Was sie genau erwartete, wussten beide nicht, als sie 2014 zum Vorsprechen nach Siegburg kamen. Dort wurden sie in Bezug auf ihr Talent Tanzen/Improvisieren, Gesang und Sprechtechnik sowie Musik in Augenschein genommen und mussten einen Monolog halten. Sie konnten überzeugen, viele andere nicht. „Oft gehen Wunsch und Wirklichkeit weit auseinander“, weiß Böttcher aus langjähriger Erfahrung. Tanzen ist übrigens bis heute „nicht mein Ding“, gesteht Maurer, und Baldin mag es nicht, Lesetexte vorzutragen. Das ist ihr zu langweilig. Aber auch die Sprechtechnik gehört zur Ausbildung.
Die ist hart, „viele hören auf, weil sie die körperlichen oder seelischen Anforderungen nicht aushalten, oder auch, weil die Chemie zwischen ihnen und den Pädagogen nicht stimmt“, so Böttcher. Außerdem besteht Druck durch Konkurrenzdenken, was nach den Worten Baldins „aber auch die eigene Leistung puschen kann.“ Natürlich treten während der Ausbildung Selbstzweifel auf, man sei verunsichert und habe das Gefühl, „du kriegst es nicht gebacken“, geben beide offen zu. Man müsse kritikfähig sein, dürfe aber nicht alles persönlich nehmen, „sonst ist man schnell am Ende“, betont die 22-Jährige, die ihre Entscheidung für eine Schauspielerausbildung nie bereut und immer alles gegeben hat.
So entließ sie sich beispielsweise mit einer Blutvergiftung selbst aus dem Krankenhaus, um an einer Probe teilnehmen zu können. Böttcher hat „einen Blick dafür“, ob es jemand schaffen kann, wie er sagt. Bei Baldin und Maurer sei er sicher gewesen, „dass das was wird“ und fügt hinzu, dass er beide wieder nehmen würde. Für die und ihre Kollegen heißt es ab sofort, Bühnen von sich zu überzeugen und auch in Zeiten knapper Kassen ein festes Engagement zu finden. Und die Konkurrenz ist riesig. Sie sei offen für alles, erklärt Baldin. Einen Traum hat sie dennoch: „Am Thalia Theater in Hamburg zu spielen, das wäre schon was.“
von Paul Kieras